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Senioren Magazin Hamburg Ausgabe Mai 2013

Ein noch recht junges Pflänzchen

17 Der Garten als Therapeut Ein noch recht junges Pflänzchen Dass Pflanzen heilen können, ist bekannt. Weniger je- doch, dass auch Gärten heilsame und wohltuende Wir- kungen haben. Sie werden in der Gartentherapie gezielt eingesetzt, etwa bei Demenz und in der Altenpflege. Ein Spaziergang zwischen blühenden Beeten und üppigen Stauden, an einer Rose schnuppern, die knorrige Rinde eines Baumes und die glatte Unterseite eines Blattes befühlen: das alles hat therapeutische Effekte. Diese sind ebenso vielschich- tig wie nachhaltig und beispielsweise für Menschen mit De- menz eine wertvolle Hilfe. Wie sehr, hat Brigitte Hölscher schon einige Male erlebt. Sie ist mit ihren langjährigen Er- fahrungen im Reich der Flora und der Gartengestaltung als Gartentherapeutin tätig – unter anderem bei stationären Ein- richtungen, in denen Menschen mit Demenz oder pflegebe- dürftige Senioren leben. Therapieren mit dem Medium Natur Gartentherapie, erzählt Brigitte Hölscher, ist ein noch recht neues Terrain. »Dabei wird mit dem Medium Natur und Pflanzen gearbeitet«. Was zahlreiche positive Effekte hat: Der Aufenthalt und das Tun im Garten mobilisiert und aktiviert die Sinne, stärkt die geistigen Fähigkeiten und die soziale Kompetenz, um nur einiges zu nennen. »Bei der Gartenthe- rapie muss niemand ein bestimmtes Ziel erreichen, nur das Tun ist wichtig«, so Hölscher. Das kommt sehr gut an. Etwas Sinnvolles draußen an der frischen Luft machen – wie einen Besen in die Hand nehmen, aussäen oder pikieren – bereitet Pflegebedürftigen viel Freude. Eingesetzt wird die Gartentherapie in Deutschland bislang im Reha-Bereich, in der Betreung von pflegebedürftigen Senioren und Menschen mit Demenz sowie in Strafanstalten und psycho-sozialen Einrichtungen. »Doch natürlich ist Gartenthe- rapie auch bei jedem im privaten Bereich möglich«, betont Höl- scher. Sinnliche Reize schenken Ziel von Demenz-Gärten ist es, die Sinne anzusprechen und zu stimulieren: »Blüten riechen, Blätter, Rinden, Hölzer betrachten und befühlen, deren unterschiedliche Beschaffenheiten spü- ren«. Dennoch unterscheidet sich auf den ersten Blick ein Gar- ten für Menschen mit Demenz wenig von anderen. Die Unterschiede liegen im Detail. So darf der Garten nicht zu ab- wechslungsreich gestaltet sein, um nicht zu verwirren. Die Wege müssen ausreichend breit für das Gehen mit einer Be- gleitperson und als Runden angelegt sein: »Es muss immer automatisch zum bekannten Ausgangspunkt zurück gehen«. Zudem sollten dieWege durch niedrige Hecken eingefasst sein. Diese Beschränkungen erleichtern die Orientierung und ver- hindern, dass über die Beete oder gar weg gelaufen wird. Das Weglaufen, das bei Menschen mit Demenz leider häufig ist, muss bei der Anlage des Gartens auch durch eine ausreichend hohe Umzäunung berücksichtigt werden – »selbstverständlich versteckt hinter hohem Gehölz«.Wichtig ist weiterhin, dass die Pflanzen nicht stachelig oder giftig sind. Denn nur all zu schnell wird eine bunte Beere oder ein Blatt in den Mund genommen. Für Mitglieder der karitativen Verbände wird die Erstellung eines Konzepts für einen Demenz-Garten übrigens zu achtzig Prozent vom Kuratorium DeutscheAltenhilfe (KDA) gefördert. »Das ist kaum bekannt und erniedrigt die noch recht hohe Hemmschwelle zur Gartenumgestaltung«. Seniorengerechtes Gärtnern Neben Demenz-Gärten konzipiert Brigitte Hölscher auch Pflanzenoasen für Senioren. »Wenn diese in ihrer Bewegung eingeschränkt und nicht mehr so mobil sind, muss einiges verändert werden«. Treppen sind beispielsweise durch Ram- pen zu ersetzen, die mit einem Rollator oder einem Rollstuhl zu befahren sind. Die Beete sollten höher sein: »An Hoch- beeten mit achtzig Zentimetern lässt sich gut im Stehen gärt- nern, niedrigere Sitzbeete mit breitem Sitzrand sorgen für noch bequemere Gartenarbeit«. Um sich beim Ernten von Obst nicht bücken zu müssen, rät Hölscher zu Hochstämmen – »da geht das einfach im Sitzen auf dem Rollator«. Zudem sollten für einen Seniorengarten robuste, pflegeleichte Pflan- zen ausgewählt werden wie etwa Bodendecker, Astern, Storchschnabel und Gräser.Auch bestimmte Rosen wie »The Fairy« eignen sich gut. Birgit Frohn © SeMa Wer sich eingehender informieren möchte, kann dies direkt auf der Internationalen Gartenschau in Hamburg tun. Brigitte Hölscher hält hier am 25.6. und 10.9.2013 Vorträge zu Demenz-Gärten sowie am 24.6. und 9.9.2013 zu Gärten für Senioren; jeweils um 11, 13 und 16 Uhr.

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