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SeMa Ausgabe September

4 Die Gesellschaft wird immer älter: Die Bertelsmann Stiftung schreibt in ihrem Datenreport „Deutschland im demographi- schen Wandel 2030“, dass die Gruppe der 65- bis 79-Jähri- gen im Bundeslanddurchschnitt bis zu 31 Prozent zunehmen wird. „Die Bevölkerung wird von 2009 bis 2030 um 3,7 Pro- zent zurückgehen. Das entspricht einem Rückgang um mehr als 3 Millionen Menschen. 2030 wird jeder Zweite älter als 49 Jahre alt sein“, so die Stiftung. Die Sicherung der Rente auch für zukünftige Generationen scheint anders als mit einem späteren Rentenbeginn nicht möglich zu sein, liest man die offizielle Begründung der Deutschen Rentenversi- cherung: „Vor dem Hintergrund der weiter steigenden Le- benserwartung und sinkender Geburtenzahlen ist die stufenweise Anhebung der Altersgrenze für die Regelalters- rente von bisher 65 Jahren auf das 67. Lebensjahr eine wich- tige rentenpolitische Maßnahme, um die gesetzlichen Beitrags-und Niveausicherungsziele einhalten zu können. Die Maßnahme trägt dazu bei, in einem ausgewogenen Ver- hältnis zwischen den Generationen die finanzielle Grundlage und die Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rentenversiche- rung nachhaltig sicherzustellen.“ Ein höheres Renteneintrittsalter ist vielleicht auch deswegen zukünftig gerechtfertigt, weil junge Menschen durch län- gere Ausbildungen durchschnittlich später ins Be- rufsleben einsteigen als es die jetzige Rentnergeneration getan hat. Das zeigen auch die Ergebnisse der Arbeitskräfteer- hebung 2009 der Europäischen Union: “Im Vergleich mit der Bildungs- und Erwerbsbeteiligung von 1999 zeigt sich, dass sich der Übergang von der Bildung in die Erwerbstätigkeit in höhereAltersjahre verlagert hat, was insbesondere Ergebnis einer ausge- weiteten hochschulischen Bildung sein dürfte“. Ärgerlich ist die Rente mit 67 für die jetzige und kommende Generation. Meist sind sie früh in den Job gestartet und müssen nun länger auf den verdienten Ruhestand warten oder Ein- bußen bei der Rente hinnehmen.Ausgenommen sind weiterhin Menschen, die 45 Jahre kontinuierlich in die Rentenkasse eingezahlt haben. Sie dürfen auch ohne Kürzung ihrer Rente mit 65 in den Ruhestand gehen. Wer aber mal eine Auszeit hatte und vielleicht arbeitslos war, kann von der Regelung nicht profitieren. Wer also früher als mit 67 Jahren in Rente gehen möchte, muss 0,3% Abzug pro Monat in Kauf nehmen. Das heißt, wer mit 66 statt 67 Jahren in den Ruhestand geht, hat 3,6% Rente weniger. Das mag auf den ersten Blick nicht viel sein, aber gerade Geringverdienern kann dieses Geld schon emp- findlich fehlen. Senioren, die von Altersarmut betroffen sind, haben gar keine andere Wahl als auch nach Rentenbeginn ar- beiten zu gehen. Sie können den Lebensabend nicht auf Rei- sen oder mit Theaterbesuchen genießen. Da heißt es, Job suchen und darauf hoffen, dass die Gesundheit mitspielt. Generell fällt auf, dass sich die Erwerbstätigenquote älterer Menschen in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht hat. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren im Jahr 2000 nur 19,9 Prozent der 60- bis 65-Jährigen noch erwerbs- tätig und im Jahr 2011 schon 44 Prozent. Die Arbeitswelt hat sich generell verändert: Weg von schweren körperlichen Tä- tigkeiten hin zu Jobs in Büros. Trotzdem gibt es sie noch, die vielen Bauberufe vom Dachdecker über den Gerüstbauer bis hin zum Zimmerer. Wer in diesen Berufen arbeitet, kann dies oft nicht bis zum Rentenalter tun. In einem Gutachten des Internationalen Instituts für Empirische Sozialökonomie (INIFES) wird dargestellt, dass Bauberufe durch ein deutlich erhöhtes Erwerbsminderungsrisiko gekennzeichnet sind. Im Schnitt waren bei den Bauberufen 35 Prozent aller Renten- neuzugänge des Jahres 2007 Erwerbsminderungsrenten, 26 Prozent davon wegen voller Erwerbsminderung. Im Vergleich dazu machen die Erwerbsminderungsrenten insgesamt einen Anteil von 19 Prozent aller Rentenneuzu- gänge aus, 15 Prozent sind Renten wegen vol- ler Erwerbsminderung. Aber nicht nur in diesen Berufen wollen oder müssen Senioren früher aus dem Berufsleben aussteigen, seien es ge- sundheitliche Gründe oder oft auch betriebliche Umstrukturierungen. Mit dem Modell der Altersteilzeit können Menschen ab dem vollende- ten 55. Lebensjahr durch eine Redu- zierung der Arbeitszeit oder eine vorzeitige Beendigung der Tätigkeit, den Übergang in den Ruhestand vor- bereiten. Voraussetzung ist, dass sie fünf Jahre vor Beginn der Altersteilzeit mindes- tens 1.080 Kalendertage versicherungspflich- tig gearbeitet haben. „Mir hat dasAngebot meines Arbeitgebers, in Altersteilzeit zu gehen, gut gefallen“, sagt der Ingenieur Wolfgang Valentin (70). „So konnte ich gesund und munter in den Ruhestand starten und musste keine Renteneinbuße hinnehmen“. Dieses Modell ermöglicht nicht nur dem Ruheständler früher und damit vielleicht noch gesundheitlich fit in den Ruhestand zu gehen, sondern macht auch Platz für jüngere Arbeitnehmer. Auch das ist zu beden- ken, wenn viele ältere Menschen bis zu ihrem 67. Lebensjahr attraktive Arbeitsplätze besetzen, die auch für jüngere Ar- Arbeiten bis zum Umfallen oder zur Ruhe gezwungen?! An der Rente mit 67 scheiden sich die Geister Seit Anfang 2012 ist es soweit: Die Rente mit 67 wird schrittweise eingeführt. Für ab dem Jahr 1947 Geborene erhöht sich der Renteneintritt um einen Monat.Wer 1958 geboren ist, muss bis zum 66. Lebensjahr arbeiten. Danach staffelt es sich pro Jahr um zwei Monate, so dass ab dem Jahrgang 1964 der Renteneintritt mit 67 Jahren beginnt.

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