Immer mehr ältere Menschen sehen keinen Sinn mehr in ihrem Leben. So fassen sie den Entschluss, dieses selbst zu beenden. Dass Menschen über sechzig Jahre im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen ein höheres Risiko haben, einen Selbstmord zu begehen, zeigen traurige Fakten aus statisti- schen Erhebungen. So wurden im Jahr 2010 nahezu vierzig Prozent aller Suizide in Hamburg von Menschen über sechzig Jahre verübt. Wie- derum die Hälfte dieser Fälle betrafen die Altersgruppe der über 74-Jährigen. Insgesamt werden fast zwanzig Prozent – also beinahe jeder Fünfte – der Selbstmorde von Senioren verübt. Ein Alarmsignal, auch für die seniorenpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion Friederike Föcking. Infor- mationsbroschüren und Beratungsstellen sind nach ihrer An- sicht nicht ausreichend: »Vielmehr müssen Angehörige, Ärzte und Pflegepersonen noch stärker für die Nöte dieser älteren Menschen sensibilisiert werden«. Der Hamburger Senat sieht derzeit jedoch trotz der genannten Zahlen – leider – keinen Handlungsbedarf. Hintergrund für das erhöhte Selbstmordrisiko imAlter können körperliche und psychische Erkrankungen sowie Vereinsa- mung und Isolierung sein. Hinzu addieren sich Altersdepres- sionen, die oft nicht erkannt werden. Besonders gefährdet sind aus Expertensicht Männer, da es ihnen meist schwer fällt, Hilfe zu suchen oder soziale Kontakte zu knüpfen. Quelle: CDU-Bürgerschaftsfraktion Hamburg. Traurige Fakten: Hohe Selbstmordrate im Alter Anfang Juli wurde in Ham- burg zum dritten Mal der Gewinner des Ideenwettbe- werbes »Zuhause hat Zu- kunft« gekürt. Dieses Jahr ging der Preis an das Quar- tiersbüro MARTINIerLE- BEN e.V. Hamburg für das Projekt Nachbarnetz – eine Plattform für Nachbar- schaftshilfe und weiterge- hende Kontakte. Die Jury belohnte diese Ini- tiative mit einem Preisgeld von 3.000.- Euro. Den zwei- ten Platz belegte Ambulante Versorgungslücken e. V. aus Bremen mit einem Preis- geld von 1.500.- Euro. Bei dem Wettbewerb werden Ideen prämiert, die es Men- schen ermöglichen, so lange wie möglich in ihrer Wohnung zu leben und das Alter freundlicher, gemeinschaftlicher und selbstbestimmter zu gestalten. Ins Leben gerufen wurde »Zuhause hat Zukunft« vom Ham- burger Verein Wege aus der Einsamkeit e.V. Er gründete sich im Jahr 2007 mit dem An- liegen, die Lebensumstände alter Menschen und ihre Stellung in der Gesellschaft zu verbessern. DennArmut, Krankheit und Isolation im Alter wurden und werden nach wie vor zu wenig in der Öffentlichkeit themati- siert. Doch dies, so die Vereins- vorsitzende Dagmar Hir- che, »sind Dinge, die uns alle angehen. Und wir alle können gemeinsam etwas dafür tun, unser Leben so lange wie möglich selbst zu gestalten«. Dagmar Hirche ist Preisträgerin der Golde- nen Bild der Frau 2011, eine Auszeichnung für be- sonderes ehrenamtliches Engagement. Ihr Verein ist nomi- niert für den Deutschen Engagementpreis 2012. Durchgeführt wurde die Preisverleihung auch dieses Jahr von dem Volksmusik-Star Maxi Arland, der sich seit Jahren für verschiedene soziale Projekte stark macht. Zuhause hat Zukunft 23