28 Fred Bertelmann feiert am 07.10.2012 sei- nen 87. Geburtstag. Von Ruhestand ist bei ihm keine Rede. Der Lebensvagabund hat auch heute sein Lachen nicht verlernt und singt seinen Erfolgshit immer noch für sein Publikum. Er wurde in Duisburg geboren. Bereits mit neun Jahren ging er mit dem Chor „St. Lorenz“ auf Tournee. Er studierte später Cello, Trompete und Gesang. Sein erster Hit war „Zwei Gitarren am Meer“. Ein Welthit folgte dann mit „In Hamburg sind die Nächte lang“ und 1956 gelang ihm mit „Der lachende Vagabund“ sein absoluter Er- kennungshit, der über fünf Millionen Mal verkauft wurde. Er bekam einen Filmvertrag bei der UFA und spielte 16 Hauptrollen. Er traf die Großen des Films wie Ilse Werner, Marika Rökk und Johannes Heesters. Jopie Heesters war und ist sein Vorbild. „Ich habe ihn immer sehr verehrt. Seine Diszip- lin, sein Pflichtbewusstsein und seine Ele- ganz haben mich beeindruckt. Wir telefonierten sehr häufig. Es wäre schön, wenn auch für mich sein Liedtitel „Ich werde 100 Jahre alt“ wahr werden könnte, aber nur, wenn ich gesund bleibe.“ Der Wahlbayer liebt Spaziergänge um den Starnberger See. Dabei führt ihn sein Weg sehr oft auch zur Bronze-Figur (auf dem Foto) seines Lieblingsdichters Oskar Maria Graf. Die meiste Zeit verbringt er in seinem Haus in Berg am Starnberger See mit Ehe- frau Ruth Kappelsberger, DER Stimme vom Bayerischen Rundfunk und Fernsehansage- rin. Sie sind seit 1966 verheiratet. Seine langjährige Freundin Christa Landfried, die in Regensburg wohnt, begleitet den Sänger zu seinen Auftritten. Sie chauffiert ihn und kümmert sich um sein Wohl. Wenn sie ge- meinsame Zeit in Regensburg verbringen, steht Fred Bertelmann an seiner Staffelei oder sie erkunden gemeinsam die Gegend in ausgedehnten Spaziergängen. Wir trafen den charmanten Gentleman zu einem Interview: Stimmt es, dass Sie in Amerika als Schwarzer auftraten? Ja, im Musical „Showboat“. Zwei schwarze Baritone bekamen die Rolle nach dem Vorsingen nicht. Meine Stimme gefiel und somit wurde ich jeden Abend schwarz geschminkt. Ihr Wunsch zum 87. Geburtstag? Man wird bescheidener im Alter. Man muss sich nichts mehr beweisen. Natürlich wünsche ich mir Gesundheit, damit ich all das, was ich mir vorgenommen habe, noch auf die Beine stellen kann. Ich wünsche mir noch eine schöne Rolle am Theater. Ich hatte das große Glück, vor ein paar Jahren noch Der lachende Vagabund Fred Bertelmann wird 87 Jahre alt eine der beiden Hauptrollen in „Sonny Boys“ spielen zu dürfen. So eine ähnliche Herausforderung wäre ein großes Geschenk für mich. Wie geht es Ihnen heute? Gott sei Dank gut. Mich haut so leicht nichts um. Das wäre auch furchtbar, denn ich will mich doch weiterhin um meine Frau kümmern. Sie kann nicht mehr allein im Hause sein und ich werde sie niemals in ein Heim geben. Wenn ich zu Auftritten unter- wegs bin, betreuen sie die Familie und Freunde. Erledigen Sie auch den Haushalt? Ich habe natürlich Hilfe beim Sauberma- chen und Wäschewaschen. Einkaufen und kochen erledige aber ich. Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft? Besonders aus der Natur, den Spaziergän- gen in meiner Umgebung am Starnberger See und dem Malen. Ich male seit vielen Jahren. Das beruhigt mich und bereitet mir viel Freude. Ich gehe auch nachmittags in mein Stammlokal, treffe mich mit Freunden und trinke mein Bierchen. Und abends, vor dem Schlafengehen schmeckt mir immer noch mein Whisky mit Wasser. Diesen Ge- nuss gönne ich mir schon seit vielen Jahren. Er bekommt mir phantastisch. Außerdem hat er mir mal das Leben gerettet. Wie das? Das war 1968 in Detroit. Ich hatte plötzlich während eines Auftritts rasende Schmerzen, aber keine Zeit einen Arzt aufzusuchen. Dann hat ein Kollege mir Whisky eingeflößt und ich konnte wieder auf die Bühne. Später bestätigte mir einArzt einen Infarkt. Seit die- ser Zeit glaube ich an diese flüssige Medizin. Konnte man früher anders, viel- leicht befreiter lachen als heut- zutage? Ich denke schon. Wir haben uns damals schon gefreut, dass man wieder etwas zu la- chen hatte. Die jungen Künstler heute tun mir leid. Sie können sich gar nicht langsam entfalten und ihren Beruf erlernen. Sie wer- den fremdgesteuert. Stimmt es, dass Sie nie eine Uhr tragen? Ja, dann ist die Zeit nur eine Frage der Einstellung. Trotzdem warte ich immer auf die Frage, wann ich endlich abtrete. Aber die stellt mir keiner, wahrscheinlich aus Taktgefühl. Dürfen wir sie trotzdem stellen? Ja, und ich beantworte sie auch. Solange mein Publikum mich noch sehen und hören will und ich gesundheitlich noch alles packe, höre ich nicht auf. Ich trete erst ab, wenn mein Manitu sagt: geh hinter die Bühne und leg dich hin und sei tot.