8 Die Klinik-Clowns Hamburg e.V. schenken auch alten Menschen, unter anderem jenen mit Demenz, sehr viel Freude: ein bislang noch wenig bekanntes, unwahrscheinlich em- pathisches und wertvolles Engagement. »Siba und Herr Merker schlawinern heute Nach- mittag durch unser ganzes Haus«, steht auf einer Tafel im Foyer zu lesen. Wer da solcherart im Caritas-Seniorenheim Haus St. Theresien in Al- tona unterwegs ist, sind zwei Clowns. Allseits bestens bekannt, da die beiden hier regelmäßig herum schlawinern. Jene der Einwohner, die nicht mehr in die Gemeinschaftsräume kommen können, besuchen die Clowns direkt am Bett auf ihren Zimmern. In der Regel treten die beiden immer gemeinsam auf. So werden sie von allen, die sie jedes Mal schon erwarten, gleich wieder erkannt, erzählt Kristina Müller. Sie ist die Geschäftsführerin der Klinik-Clowns Hamburg e. V. und tritt ebenso auf, »bei chronisch kranken Kindern in Klini- ken«, denn auch sie ist ausgebildeter Klinik- Clown. »Vorbehaltlos aufnehmen und geben« Siba, die im richtigen Leben Sabine Voß heißt, hat auch eine Clown-Ausbildung absolviert. Im Rahmen ihrer früheren Arbeit im Kinderhospiz Löwenherz begegnete sie einer Klinik-Clownin und entschloss sich zu einer Fortbildung bei ihr – »wobei ihr so richtig das Herz aufging«. Schnell war ihr klar, dass sie in jedem Fall auch bei Menschen mit Demenz auftreten möchte. Seit September 2012 ist Siba nun regelmä- ßig mit den Klinik-Clowns unterwegs: »Eines der schönsten Dinge, die sich in meinem Leben ergeben haben«. Das merkt man ihr auch sofort an. Mit enormem Enthusiasmus und viel Einfühlungsvermögen geht sie auf die alten Menschen zu. Auch wenn manche von ihnen apathisch und teilnahmslos wirken – sie weiß ihren Gesichtsausdruck zu lesen und zu deuten, kommuniziert nonverbal. »Wir Clowns kommen vor- behaltlos ohne Erwartungen und für uns ist nichts tabu: wir sind einfach da, nehmen auf und geben«. Dass SabineVoß Menschen mit Demenz so gut »mitnehmen« und emotional erheitern kann, liegt neben ihren profunden Kenntnissen der Krankheit auch an ihrem hohen Respekt ihnen gegenüber. »Mit geht es stets darum, wo ist der Mensch gerade und wie begegne ich ihm am schönsten für ihn«. Jako Kotzke, alias Herr Merker, teilt diese Einstellung voll und ganz und vermittelt sie seinem Publikum auch sehr deutlich. Das ist zweifelsohne fordernd und kann anstrengen, so die beiden Clowns. Stille Töne auf emotionaler Ebene Die Clowns begegnen den Menschen mit Demenz immer auf der emotionalen Ebene, nicht auf der rationalen. »Denn hier geht es nicht umVerstand und Sprache, sondern viel mehr um Gefühle, Haptik und darum, die Sinne anzuregen«, bestätigt Kristina Müller. Deshalb sind im Umgang mit den erkrankten Senioren auch die »stillen Töne gefragt«. »Bloßes Schaber- nack treiben im eigentlichen Sinn ist das nicht«, so die Ge- schäftsführerin weiter. IhrVerein, der nun seit 11 Jahren existiert, finanziert sich aus- schließlich aus Spendengeldern.Vor diesem Hintergrund wer- den Siba und Herr Merker künftig auch nur noch einmal im Monat ins Haus St. Theresien kommen können, statt wie bis- lang zweimal – das Budget aus den Spenden ist aufgebraucht. Manche Seniorenheime zahlen dieAuftritte laut Kristina Mül- ler auch selbst. Sie und ihr Ensemble freuen sich über Buchungen, »denn wir sind mit der Arbeit in Senioren-Einrichtungen noch nicht so publik«. Das sollte sich unbedingt ändern, angesichts des vie- len Schönen, das die Clowns geben. Anfragen können jederzeit direkt an Klink-Clowns Ham- burg e.V. unter 040/88 14 50 90 und office@klinik-clowns- hamburg.de gerichtet werden. Birgit Frohn © SeMa Die Clowns, die wieder strahlen lassen H Ö R G E R Ä T E