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SeMa Senioren Magazin Hamburg Ausgabe September 2014 - Oldtimer am Steuer

Verkehrstauglichkeit von Senioren

22 Dennoch: Das Bild vom tattrigen Grauhaa- rigen am Steuer mit Hut auf der Ablage ist zu revidieren, meint auch Ulrich Chiellino, ADAC-Fachreferent Verkehrspsychologie: „Ältere Verkehrsteilnehmer sind entgegen der allgemeinen Meinung sehr sicher unterwegs. Sie verursa- chen weniger tödliche Unfälle mit dem Pkw als zum Beispiel Fahranfänger und das bei einem Bevölkerungsanteil von etwa 20ProzentimVergleichzuwenigerals10ProzentbeidenFahr- anfängern.“ Der ADAC lehnt Sonderregelungen nur für eine bestimmte Altersgruppe ab, da diese nicht verhältnismäßig wären.“ Denn: Eine Überalterung im Straßenverkehr sei nicht eingetreten, obwohl die Gruppe der über 65-jährigen fahrfä- higen Bevölkerung in den vergangenen 20 Jahren um etwa 40 Prozent gestiegen sei. „Insofern droht keine ,Überalterung‘, sondern eher eine im positiven Sinne Übertechnologisierung.“ Fortschritt durch Technik hilft auch Senioren am Volant. Wer früher in der Fahrschule die „Stotterers“ lernte, muss heute mehr wissen: Es gibt ESP. Wer sein physisches und psychisches Können auf den Prüfstand stellen möchte, kann auf Selbst-Test oder FahrFitnessChecks, wie sie der ADAC anbietet, zurück- greifen und dazulernen. Es gibt mehr als ESP. Kerstin Schröder, Leiterin Handelsmarketing, Mercedes-Benz Niederlassung Hamburg Daimler AG, Marketing/Kommunikation: „Aktu- ellstehen15praktischeFahrhilfenzurVerfügung.DasAnge- bot reicht von Bedien- und Lenkhilfen über Pedalveränderungen biszuTechnikenzumbequemenEin-undAussteigen.Außerdem besteht die Möglichkeit, den Sitz nach Wunsch anzupassen. Mit dieser Auswahl wird Mercedes-Benz sowohl behindertenspezi- fischen Anforderungen als auch allgemeinen individuellen Be- dürfnissen-wiebeispielweiseeinerbesonderenSitzposition–ge- recht, um seinen Kunden uneingeschränkte Mobilität und damit ein Plus an Lebensqualität zu ermöglichen.“ Betroffen sind viele: Sinne die Freude am Fahren. Vielmehr steht vielen der Sinn oft Übermut und Raserei. Laut Dekra und AXA „schen- ken sich die beiden Gruppen nicht be- sonders viel“. Allerdings sind die Ur- sachen für Unfälle verschieden: Ältere verlieren in schwieriger Verkehrslage schneller den Überblick als Jüngere. Ältere begehen oft Fehler bei der Vor- fahrt oder beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren. Jüngeren werden „Drängelei und „Ab- standsfehler“ oder „nicht angepasste Geschwindigkeit“ angelastet. So ver- schieden das Fahrverhalten ist, so un- terschiedlich ist auch das Risiko, selbst Unfallopfer zu werden. Das Risiko dafür steigt ab 75 Jahren deutlich an, so das Statistische Bundesamt. Bei ei- nem Fahrer Ende 70 liegt es doppelt so hoch wie bei einem zwischen 30 und 60 Jahren. Die Wahrscheinlichkeit, ab 65 Jahren bei einem Unfall zu sterben, ist etwa zweieinhalb Mal so hoch wie in jüngeren Altersgruppen. Wer in Hamburg älter wird, möchte mobil bleiben. Das Auto gehört dazu – auch wenn die Fahrtüchtigkeit im Alter ab- und die Kritik an Oldies im Straßenverkehr zunimmt. Im „Leitbild Älter werden in Hamburg“ steht: „Hamburg soll zu einer Stadt weiterentwickelt werden, die auf einen deutlich höheren Anteil älterer Menschen gut vorbereitet ist, die es ermöglicht, selbstständig und selbstbestimmt in der eigenen Wohnung, in der Nachbarschaft, im öffentlichen Raum und in Kultur- und Freizeiteinrichtungen sich zu bewegen und zu leben.“ Selbstverständlich werden viele „öffentliche Räume“ per Bahn oder Bus erreicht. Aber oft gehört das Auto zum Leben der Senioren dazu. Wer heute 60 Jahre und älter ist, wuchs mit dem Auto als Symbol von Status und Beweglich- keit auf. Ohne Wagen war man nichts in den 60-er und 70-er- Jahren. Das vergisst man nicht. Doch wer als Senior noch selbst fahren will, muss oft genug selbstbewusst an Vorwür- fen vorbeisteuern: „Wer älter ist, sieht und hört nicht mehr gut, reagiert zu spät, reagiert falsch.“ So wurde Hamburg Anfang des Jahres ins Bild gesetzt, dass Senioren (ab 65 Jahre) 2013 an 11.078 Unfällen beteiligt wa- ren. 61,2 Prozent davon verursachten sie selbst. „So viel wie keine andere Altersgruppe.“ Der Verkehrsunfallbericht zählt insgesamt 64.995 Unfälle. Von den 11.078 Seniorenunfällen wurden 61,2 Prozent von den älteren Fahrern selbst verur- sacht. Hochgerechnet macht das 19 Prozent. Der Anteil der über 65-Jährigen in Hamburg liegt bei 24 Prozent. Allerdings meldet die Polizei: Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Älteren, die am Unfall schuld sind. Schnell war Hambur- ger Politik gefragt. Doch aus der Behörde für Inneres und Sport von Senator Mi- chael Neumann heißt es: „Senator Neumann hat zu keinem Zeitpunkt Sonderregelungen für ältere Autofahrer gefordert, sondern sich dafür ausgesprochen, dass der Bund die Einfüh- rung des EU-weit befristeten Führerscheins als Gelegenheit nutzen sollte, für alle Führerscheininhaber regelmäßige Seh- oder Gesundheitstests vorzusehen, gleich welchen Alters. Es ist nicht die Absicht des Senators, verschiedene Gruppen von Verkehrsteilnehmern – seien es ältere oder jüngere, Rad- oder Autofahrer – unterschiedlich zu behandeln“, so Swantje Glismann, Büro Senator Neumann. Damit rückt die Hamburger Politik von einer schnellen Be- wertung ab, die beim Fahren oft Schule macht: Ältere gehö- ren nicht mehr hinters Steuer. Dabei nimmt zwar die Anzahl der „Seniorenunfälle“ zu, aber auch die der älteren Unfallop- fer. Aber gleichzeitig führt der demografische Wandel dazu, dass die ältere Generation stärker im „öffentlichen Raum“ präsent ist. Es gibt mehr ältere Bürger, also gibt´s auch mehr ältere, die Auto fahren – und es gibt immer mehr Ältere, die ihre Fahrtauglichkeit selbstkritisch prüfen sollten. In weni- gen Jahren ist ein Drittel der deutschen Autofahrer älter als 60 Jahre. Derzeit gibt es rund 54 Millionen Führerscheinbe- sitzer, davon sind gut 9,5 Millionen 65 Jahre oder älter. Eine typische Ursache für Unfälle älterer Menschen ist die ver- schlechterte Wahrnehmung des Umfeldes. Senioren sehen und hören nicht mehr so gut, das Reaktionsvermögen sinkt. Die Einschätzung des Raumes wird schlechter, der Brems- weg länger. Doch hier sollten sich jüngere Fahrer an die eigene Nase fas- sen. Hier mindern nicht altersbedingte Einschränkungen der Oldtimer am Steuer

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